Südkurier, 30. Januar 2007

 
     
 

Livemusik zur Tortenschlacht

Pianist Helge Barabas vertonte Stummfilme in der Mühle Oberteuringen

 
 

OBERTEURINGEN

Richtig Lust, alten Stummfilmklamauk wieder öfter zu erleben, bekamen die Besucher der "Mühle am vergangenen Freitag, als Helge Barabas dort mittels ausgesuchter Streifen samt ausgesuchter Klavierbegleitung die Zeit, "als die Bilder laufen lernten" wiederbelebte. Der mahnende Hinweis des fränkischen Pianisten, dass "der Veranstalter keine Haftung für verschlucktes Essen oder Trinken durch plötzlich einsetzenden Lachzwang übernehme", kam nicht von ungefähr. Denn im gemütlichen Ambiente wurde nebenher durchaus gespeist und getrunken und das was von der Leinwand herabflimmerte, hatte wirklich reichlich an lachmuskelstrapazierenden Elementen zu bieten. Eindrucksvoll war es auch mitzuerleben, wie die Urform der Filmunterhaltung generationenumspannend die Gemüter zu Frohsinn und Heiterkeit anhob.

 

Einen guten Anteil daran hatte natürlich der Pianist selbst, der mit seinem gekonnt-synchronen Spiel als Livemusiker komplett in den Hintergrund trat und so zur Einheit mit der Filmhandlung verschmolz. Punktgenaues Timing, ob bei geworfenen Torten oder zertrümmernden Möbeln, ob bei Autorennen oder Schlittenfahrten, bei Heulattacken oder Schmalzszenen. Er "fuhr" im Boogie-Woogie rasend schnell wie das "Magnetomobil von Snub Pollard, das ständig die Richtung wechselte, und half Ben Turpin im gequältem Blues sein liegengebliebenes und eine ganze Reihe geparkter Autos - versehentlich - über ferne Klippen zu schieben. "Running Gags - wie etwa in der köstlichen Szene eines äußerst schwierigen Eiserwerbs mit Edgar Kennedy - hielt er mit unermüdlicher Präzision am Laufen.

Dazu gab es noch Hintergründiges und Anekdoten über die verschiedenen Philosophien der maßgeblichen Produktionsfirmen - das Tempo bei Mack Sennet oder die Langsamkeit bei Hal Roach - sowie aus den Kaderschmieden der "Keystone Cops und "Bathing Girls.

Sein Anspruch an eine Stummfilmvertonung sei, "die Qualität von guter, durchkomponierter Filmmusik mit der Spontaneität der Improvisationen früherer Stummfilmpianisten zu verbinden. Die Musik soll, ohne aufzufallen, die visuellen Eindrücke intensivieren und emotionale Vorgänge für den Zuschauer erst richtig erlebbar machen, um so mit allen Sinnen in das Geschehen eintauchen zu können, führte Barabas aus. "Stummfilmvertonung ist für mich nicht nur bloße "Begleitung", die mehr oder weniger austauschbar auf alle Filme anwendbar wäre, sondern "richtige", auf den jeweiligen Film hin komponierte, individuelle Filmmusik. Dies gelang dem vielseitigen Musikschaffenden, der auch Seminare gibt und noch mehrere andere Programme in petto hat, in hervorragender Weise.

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BRUNO RAUSCHER

 
 

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